Ackerbegleitflora

Ich schaue mir Agrarflächen von oben an.

Laut meiner romantisierten Vorstellung von Früher müssen die zerstückelten Parzellen wie ein bunter Flickenteppich ausgesehen haben. Dann versuche ich nachzuvollziehen, wie der Algorithmus der Flurbereinigung funktionierte. Ob die radikale Neustrukturierung mit einem Lineal oder Geodreieck ausgeführt wurde? Oder per Hand? - Ähnlich dem Prozess auf der Leinwand, wenn ich Linien aneinandersetze und Formen konstruiere. Mit dem Maßstab 1cm zu ein 1ha.

Die entstehenden Flächen bewirtschafte ich mit Farbe. In den Hintergrund setze ich Monokulturen aus lasierenden Blau- und Grüntönen. Der Horizont, als einst klar definierte Linie, verschwimmt im staubigen Nebel, den die Erntemaschinen auf meinen Äckern zurück lassen. Die Hautpartien der Figuren hingegen gleichen eher Blühstreifen - warmer Mohn und Kamille im Licht und kühle Kornblumen im Schatten. Plastizität durch Mischkultur und das Einhalten der Fruchtfolge.

Wie im Kinderbuch stelle ich mir vor vom Butterberg zu rutschen und im Milchsee zu baden. Im Kontrast die Bilder einer Dokumentation über moderne Schlachthöfe. Dort hängen glänzende, bleiche Schweineleiber an Metallschienen und es riecht nach Chlor. Lieber träume ich mich auf ein Feld bei Nacht, welches von den blauen Köpfen der Kornblumen durchwebt ist. Und tauche ein in das Meer, das durch die Dämmerung flimmert.